Projekttag gegen Rassismus des 10. Jahrgangs am 30.11.2017
Am 30.11.2017 belegten unsere sieben 10. Klassen sieben Workshops zum Thema „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“.
Unsere 10.1 und unsere 10.4 belegten den Schlau-Workshop der Rosa Strippe zum Thema „Homophobie“. Darin beschäftigten sich unsere SchülerInnen spielerisch damit, wie es ist, wenn man merkt, dass man anders ist, als das vom eigenen Umfeld zunächst erwartet worden ist. Zudem konnten unsere SchülerInnen direkt ihre Fragen, etwa übers Coming-Out, an die MitarbeiterInnen der Rosa Strippe stellen. Auch wenn es immer einige gibt, die Vorurteile gegenüber Schwulen, Lesben und anderen haben, so sind diese Workshops doch mit Sicherheit ein erster Schritt hin zu mehr Toleranz und damit auch hilfreich für diejenigen, die den Mut aufbringen müssen, „es“ ihren Freundinnen und Freunden und ihrer Familie zu sagen.
Vermittelt von der Friedrich-Ebert-Stiftung kam in unsere 10.2 von dem Verein „Gegen das Vergessen“ ein Team aus Berlin, das ein „Argumentationstraining gegen rechte Parolen“ anbot, durch das die SchülerInnen darauf vorbereitet wurden, wie man sich gegenüber Menschen, die menschenfeindliche Einstellungen haben, verhalten kann. Wie kann man selbst Zivilcourage zeigen, gegebenenfalls „Stopp“ sagen und sich gegen Diskriminierung positionieren, indem man etwa „Ich-Botschaften“ sendet? Und wie kann man mit dem anderen Menschen ins Gespräch kommen darüber, warum er oder sie Vorurteile hat? Ist es Angst oder Neid? Kann man über diese Motive auch anders sprechen, nämlich so, dass dadurch niemand diskriminiert wird?
Unsere 10.3 und unsere 10.7 trafen auf MitarbeiterInnen der MFH, der Medizinischen Flüchtlingshilfe, die uns vor allem aus ihrer alltäglichen Arbeit, z.B. der Rechtsberatung, berichteten. Unsere SchülerInnen hatten sich die Rechtslage anders vorgestellt und nicht gedacht, dass Geflüchteten nur wenig „Taschengeld“ zusteht, dass sie über ganz Deutschland verteilt werden, so dass viele von ihren FreundInnen getrennt werden und dass sie Bargeldreserven, mit denen sie hergekommen sind, über einer Summe von 1600 Euro abgeben müssen und diese auch nicht zurückerhalten, selbst wenn sie abgeschoben werden. Zu Gast waren wir bei der Aidshilfe Bochum, die uns dankenswerterweise ihr Cafe Enjoy zur Verfügung stellte. Außerdem besuchten die beiden Klassen ein Geflüchtetenwohnheim in der Bochumer Innenstadt und lernten MitarbeiterInnen des verantwortlichen Trägers PLANB kennen. Am Ende gab es Tränen, weil die Lebensbedingungen dort so „bescheiden“ sind. Beispielhaft für die Eindrücke dieses Tages steht das Fazit unseres Schülers Pierre: „Es ist nicht nur ein langer Weg, z.B. von Syrien hierher, sondern auch in unsere Gesellschaft hinein.“
Das Netzwerk für Demokratie und Courage kam mit zwei Teams an unsere Schule, um Workshops für unsere 10.5 („Das wird man wohl noch sagen dürfen“) und unsere 10.6 („Das WIR macht den Unterschied!“) anzubieten. Die 10.5 erhielt einen weitgehenden Einblick in die Erscheinungsformen rechtsradikaler Gruppierungen, um diese zu erkennen und um zu verstehen, welche Strategien diese verwenden, um Jugendliche für sich zu gewinnen. Wenn den SchülerInnen bewusst wird, wie menschenverachtend und offen gewalttätig diese Gruppen sind, dann sind die nächsten Schritte nicht mehr weit: Mitgefühl mit den Betroffenen der Diskriminierung und der Gewalt zu empfinden, sich mit ihnen zu solidarisieren und zusammen Ideen dafür zu entwickeln, was man im eigenen Lebensumfeld für ein funktionierendes Miteinander tun könnte. Ähnlich verlief auch der Projekttag für unsere 10.6, aus der allerdings das Feedback kam, dass zu wenig neue Aspekte an dem Tag aufgekommen seien und dass man sich vor allem über bereits Bekanntes und Bewusstes verständigt habe.
Nichtsdestotrotz: Alles in allem können wir festhalten, dass es ein gelungener erster Projekttag war und dass es besser ist, sich einmal zu viel über gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit auszutauschen als einmal zu wenig. Bestimmt wird es im nächsten Jahr einen zweiten Projekttag für den gesamten Jahrgang 10 geben.
Benjamin Kramm