Wir, die Q1, interviewen den ehemaligen Bundestagspräsidenten Lammert
Am 13.04.2018 war Dr. Norbert Lammert, der ehemalige Bundestagspräsident und Mitglied der CDU, auf Grund unseres Sozialwissenschaftsunterrichts bei uns in der Schule. In einer einstündigen Fragerunde konnten Schülerinnen und Schüler aus drei verschiedenen Sozialwissenschaftskursen Fragen stellen. Dazu hatten wir unsere Fragen vorher in vier verschiedene Blöcke eingeteilt.
Der erste Block beschäftigt sich mit den Gründen, weshalb Lammert in die Politik gegangen ist. Er erzählte uns, dass er schon sehr früh durch seine Familie mit der Politik in Berührung gekommen und dass in seiner Familie immer offen über politische Themen gesprochen worden sei. Außerdem erwähnte er einen ehemaligen Lehrer, welchen er sehr gemocht hatte, der ihn politisch ebenfalls geprägt habe. Einer der wichtigsten Gründe, warum er der CDU beitrat, sei gewesen, dass er nicht damit einverstanden war, wie sich die CDU, als Minderheit in Bochum, mit ihrer Rolle als unterlegene Kraft zufrieden gab und keine höheren Ziele anstrebte. Er sei also nicht in die Politik gegangen, weil er mit allem einverstanden war, was die CDU tat, sondern vielmehr weil er etwas verändern wollte. Nach wie vor betätigt sich Lammert in der Politik. Zurzeit ist er Vorsitzender der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung.
Block Nummer zwei handelt von Lammerts Zeit im Bundestag und als Bundestagspräsident. Als nach einem besonders positiven und prägenden Ereignis seiner Amtszeit gefragt wurde, erzählte er von einem bewegenden Besuch in Israel, bei dem er mit der deutschen Nationalhymne empfangen worden sei. Er sagte, dass Israel auf Grund der Geschichte das letzte Land gewesen sei, von dem er erwartet hatte, dass es die deutsche Nationalhymne spielen würde, und so wurde er bei seinem Empfang sehr positiv überrascht. Auf die Frage, ob er seine Reden selbst schreibe oder ob Schreiber diese Arbeit übernähmen, antwortete er, dass er einige Reden selbst schreibe und bei manchen schon vorgefertigte Stichpunkte bekomme, welche er spontan in einer Rede zusammenfasst. Lammert wurde außerdem gefragt, ob es politische Entscheidungen gebe, die er bereue. Er meinte, er hätte sich mehr dagegen wehren sollen, dass „Kleinigkeiten“ und unwichtige Aspekte zum Grundgesetz hinzugefügt wurden.
Seiner Meinung nach sollten nur die wichtigsten Gesetze im Grundgesetz aufgeführt werden. Im dritten Block ging es um die Einschätzungen Lammerts zur AfD. Die Fragen bezogen sich auf seine Abschiedsrede bei der Bundesversammlung 2017, in der er indirekt auch über die AfD geredet hatte. Es wurde gefragt, was Lammert mit seiner Rede erreichen wollte und wie die Gesellschaft auf das Erstarken der AfD reagieren sollte. Er erzählte uns, dass es bei seiner Rede zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesversammlung Standing Ovations gegeben habe, was die Wichtigkeit dieses Themas unterstreicht. Seiner Meinung nach gewinnen populistische Parteien wie die AfD an Macht, weil diese auf schwierige Fragen einfache Antworten gäben, die dann immer falsch seien, da man in der Politik nichts einfach mit „Ja“ oder „Nein“ beantworten kann.
In Block vier stellten wir Lammert aktuelle politische Fragen. Zum Beispiel wurde gefragt, ob Lammert finde, dass Deutschland multikulturell sei und ob der Islam aus seiner Sicht zu Deutschland gehöre. Wenig überraschend antwortete Lammert auf beide Fragen, dass man diese nicht mit „Ja“ oder „Nein“ beantworten könne, da beide Antworten falsch seien, da man um eine Antwort geben zu können, zu viele Gesichtspunkte betrachten müsste. Ihm fehlten bei diesen sehr pauschalen Aussagen die Fakten, um mit ihnen die Wirklichkeit beschreiben und für einen differenzierten Standpunkt argumentieren zu können.
Nach Lammerts Besuch an unsere Schule dachten wir in unserem Unterricht darüber nach, wie wir das Gespräch fanden und wie wir Lammert als Menschen wahrgenommen haben. Die Meinungen der Schüler glichen sich im Großen und Ganzen. So waren alle der Meinung, dass sein Besuch sehr interessant war und er auf jede Frage eine Antwort wusste. Außerdem war es spannend einem so bekannten Menschen, den man sonst nur im Fernsehen oder in der Zeitung zu sehen bekommt, gegenüber zu sitzen und auch private Details zu erfahren und Fragen über sein Leben beantwortet zu bekommen. Er zeigte uns einen Einblick in die Politik und teilte mit uns einige Erfahrungen aus seiner mehrere Jahrzehnte andauernden politischen Karriere. Alles in allem lässt sich sagen, dass sein Besuch bei uns sehr gelungen war und wir daraus wertvolle Erfahrungen und Informationen mitnehmen können.
Julia Solenski und Maike Lindemann