NS-Gedenkstätte 10.7
Ausflug der 10.7 in die NS-Gedenkstätte Vogelsang/Eifel
Dank unserer wunderbaren Schulsozialarbeiterin Frau Onat-Seykan und der engagierten Sozialarbeiterinnen von HaRiHo (aus den Stadtteilen Hamme, Riemke und Hofstede) konnte unsere 10.7 am 13.11.2017 einen besonderen Ort besuchen: Die NS-Gedenkstätte in Vogelsang in der Eifel. In Vogelsang wurden in der NS-Zeit junge Erwachsene zu führenden Nazis ausgebildet. Sie sollten nach vierjähriger Ausbildung darauf vorbereitet werden, staatliche Verwaltungen in den Ländern aufzubauen, die Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg überfallen und beherrschen sollte. Die Gebäude von damals stehen noch, hinzugekommen sind einige Häuser, die von der belgischen Armee errichtet wurden, als diese nach dem Krieg dort stationiert war, sowie ein Besucherzentrum.
Der Besuch hat unsere SchülerInnen tief beeindruckt:
Alina: „Dort angekommen staunten wir über die Größe des Gebiets mit der schönen Natur. Von den Bergen aus konnte man bis nach Belgien sehen. Das Ausbildungslager ist noch fast komplett erhalten und hat sogar ein eigenes Kino und ein Schwimmbad. Wir haben nur einen kleinen Teil der Anlage besichtigen können und fühlten uns „klein“ angesichts der Natur, der riesigen Anlage, der großen Gebäude, der großen Fenster, der großen Räume. Jeder sollte sich so „klein“ wie nur möglich fühlen. Es war beängstigend.“
Lara: „Wir haben eine Führung über das Gelände bekommen. Uns wurden alte Räume gezeigt, wo die „Nazikader“ unterrichtet wurden, die Ärztekammern, ein Tresor, so groß wie ein normaler Raum mit einer normalen Tür. Die anderen Räume waren teilweise so groß wie bei manchen von uns heute eine ganze Wohnung, sie waren alle miteinander verbunden. Hier war man nie allein und unbeobachtet.“
Vanessa und Aleyna: „Thomas, ein Mitarbeiter der Gedenkstätte, hat mit uns ein Spiel gespielt, bei dem wir uns alle gegenseitig gezeichnet haben, um uns zu zeigen, dass jeder anders ist. Nach dem Spiel gab es eine Präsentation über Vogelsang mit Fotos, wie es dort aussah, als es noch eine NS-Ausbildungsstätte war. Auf den Bildern war deutlich zu erkennen, wer etwas zu sagen hat und wer gehorchen musste, denn die, die etwas zu sagen hatten, standen immer oben auf den Tribünen, und die einfachen Ausbildungsschüler standen alle unten in Reihen aufgestellt. Sie waren alle gleich gestellt, alle waren ungefähr gleich groß und hatten die gleiche Uniform an. Es war überhaupt gar kein Unterschied zwischen den einzelnen Menschen zu erkennen. Da wurde uns klar, warum wir vorher das Spiel gespielt haben, denn jede Zeichnung war anders, weil jeder von uns seine eigenen Merkmale hat, ob Brille, Muttermale oder die Augen. Durch die besonderen Merkmale unterscheiden wir uns voneinander, was jeden von uns zu einer einzigartigen Person macht.“
Ersin: „Wir haben uns schon so an die Freiheit gewöhnt, dass jeder so sein kann, wie er will, dass wir am Anfang den Sinn des Spiels nicht verstanden haben. Früher sollten alle so gleich aussehen wie möglich. Der Vogelsang-Ausflug hat mir deshalb gezeigt, in was für einer friedlichen Zeit wir leben und wie sehr ich das schätzen sollte.“
Selim: „Ich fand es echt beeindruckend, dass ich an einem Ort war, in dem Nazis ausgebildet wurden. Man hat auch viel darüber erfahren, wie es damals war. Viel hat sich da nicht verändert, wenn man sich die Bilder von damals ansah. Ich hab mich auch ein bisschen unwohl gefühlt.“
Vanessa und Aleyna: „Auf der Rückfahrt wurde noch sehr viel über die Fahrt geredet, da viele etwas erfahren haben, von dem sie vorher nichts gewusst haben.“
Enno: „Die Reise nach Vogelsang war spannend und informativ, eine Erfahrung fürs Leben, die man nie vergessen wird.“
Dieser Tag blieb nicht nur den Schülerinnen und Schülern in Erinnerung. Insbesondere auf der Rückfahrt im Bus, der Tag ging zu Ende, es wurde langsam dunkel, und wir kamen wegen des Berufsverkehrs auf der Autobahn kaum voran, entstand eine ganz besondere Atmosphäre: Ich habe meine Klasse noch nie so leise und nachdenklich, ja, noch nie so erwachsen erlebt wie an diesem Abend. Vielen Dank an Frau Onat-Seykan, an HaRiHo und an das Programm „Demokratie leben“, das uns die Fahrt finanziert hat.
Benjamin Kramm