Die richtige Mischung von kognitiven, sozialen und kreativen Lernangeboten innerhalb und außerhalb des Lernorts Schule ist eine wichtige Voraussetzung für nachhaltiges Lernen. Dabei bietet die Öffnung von Schule eine Erweiterung an Lern- und Erfahrungszugängen. Demzufolge ist es uns als Schule wichtig, neben den zahlreichen Angeboten für die Sekundarstufe I, auch für unsere Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe Schule zu öffnen, ihnen eine erweiterte und vertiefende Auseinandersetzung mit den Lerngegenständen zu geben und ihnen im Rahmen der Berufs- und Studienorientierung mögliche Berufsfelder und Studienmöglichkeiten aufzuzeigen.
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Das an der Ruhr-Universität Bochum bestehende modern ausgestattete Alfried-Krupp Schülerlabor ermöglicht es uns mit den rund 80 laufenden Projekten der Öffnung von Schule nachzukommen. Im Rahmen dessen können Schülergruppen Veranstaltungen in dem Bereich der MINT-Fächer (Mathematik, Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften, Technik) sowie den Fächern der Geistes- und Gesellschaftswissenschaft und der Sprachen besuchen. Ebenfalls bietet das Schülerlabor Hilfestellung bei der Erstellung der Facharbeit an.
Die Angebote des Schülerlabors verstehen sich also als „Erweiterung und Bereicherung von Unterricht“. Ihre Inhalte beziehen sich dabei auf den schulischen Lehrplan und eröffnen einen neuen Zugang zu bereits bekannten Themen, wobei man selbstständig die Welt der Wissenschaft entdecken kann. Der „Blick über den Tellerrand“ ermöglicht immer neue Perspektiven und hilft, eventuelle Schwellenängste abzubauen. Zudem erscheint es wichtig, Schülerinnen und Schüler frühzeitig mit den Formen des wissenschaftlichen Arbeitens bekannt zu machen, um den späteren „Praxisschock“ zu vermeiden, wenn man als Erstsemester plötzlich in Vorlesungen und Seminaren sitzt.
Im Rahmen der Unterrichtseinheit zum Nationalsozialismus im Fach Geschichte besuchen unsere Schülerinnen und Schüler des zehnten Jahrgangs die Mahn- und Gedenkstätte „Steinwache“ in Dortmund. Diese befindet sich im alten Dortmunder Polizeigefängnis, in dem während des Nationalsozialismus mehr als 66.000 Menschen festgehalten und vielfach vor allem durch die Gestapo misshandelt wurden.
Die „Steinwache“ bietet als außerschulischer Lernort eine besondere Form der Herstellung eines Praxisbezugs in der Schulbildung. Geschichte wird so, durch das Verlassen des Lernorts Schule, erfahr- und erlebbar.
Im Fachbereich Religion wird in der Jahrgangsstufe 7 in Anlehnung an das im Curriculum vorgegebene Unterrichtsvorhaben „Jahwe-Gott-Allah“ eine Exkursion zur Synagoge Bochum durchgeführt. Der Unterrichtsgang, der im Unterricht vor- und nachbereitet wird, dient der Förderung des interkulturellen und interreligiösen Lernens und ist ein wichtiger Schritt in Richtung religiöser Offenheit, Neugier und Toleranz. Angeboten wird in diesem Kontext auch eine Erkundung nahegelegener evangelischer und katholischer Kirchengebäude sowie Moscheen, um sowohl einen Einblick in die konfessionelle und religiöse Vielfalt zu vermitteln als auch die Entwicklung der eigenen religiösen Identität zu ermöglichen.
Die Leistungskurse der Jahrgangsstufe Q1 unternehmen z.B. vor den Facharbeiten eine Exkursion in das Mathematikum in Gießen. In dem Museum wird Mathematik im wahrsten Sinne des Wortes „begreifbar“ gemacht. Prof. Albrecht Beutelspacher hat zusammen mit seinen Studierenden Exponate entwickelt, die Schülerinnen und Schüler verschiedener Jahrgangsstufen einen meist spielerischen und gleichwohl tiefgehenden Zugang ermöglichen. Anders als in umliegenden Ausstellungen (z.B. Phänomenta, Lüdenscheid) steht in Gießen die Mathematik im Mittelpunkt aller Exponate.
Unsere Schülerinnen und Schüler haben die Gelegenheit, „Mathematik in der Welt“ und außerhalb des Kursraums zu erleben. Wer möchte, kann auf eine spannende Themensuche für die anstehende Facharbeit gehen.
Schülerinnen und Schülern der Grundkurse soll eine Teilnahme ermöglicht werden, solange Plätze (z.B. im Bus oder den Workshops vor Ort) frei sind.
Im Fach Gesellschaftslehre wird jedes Jahr im Rahmen des Unterrichtsvorhabens „Römer und Germanen“ für die Klassen des 5. Jahrgangs ein Ausflug zum Archäologischen Park nach Xanten organisiert. Er führt die Schülerinnen und Schüler etwa 2000 Jahre zurück in die Vergangenheit, nämlich in die Colonia Ulpia Traiana, dem heutigen Xanten.
Einen kleinen Eindruck davon vermittelt der seit 1977 bestehende Park mit seinen originalgetreuen Nachbauten wie dem Hafentempel und dem Amphitheater, der Stadtmauer, den Wohnhäusern und den Badeanlagen. Von daher bietet der APX den Schülern römische Geschichte als hautnahes Erlebnis, als Geschichte zum Anfassen, und ergänzt in anschaulicher Weise den GL-Fachunterricht.
Zeitzeugen können authentisch über Ereignisse aus ihrem Leben berichten, die unsere Schülerinnen und Schüler mehr berühren als bloße Texte im Schulbuch. Zudem lernen sie durch die eigenständige Arbeit mit Zeitzeugen, wie Historiker zu arbeiten und beispielsweise Quellen kritisch zu hinterfragen.
Die reale Begegnung mit Menschen aus der Zeit des Nationalsozialismus soll den Schülerinnen und Schülern einen Einblick in die alltäglichen Auswirkungen der nationalsozialistischen Ausgrenzungs- und Vernichtungspolitik eröffnen, sie zur Empathie befähigen und für Menschenrechte und Toleranz sensibilisieren.
Seit dem Schuljahr 2015/2016 führt unsere Schule als einzige Schule in Bochum neben vier Herner Schulen Zeitzeugengespräche mit dem Herner Hobbyhistoriker Herrn Spiekermann, seiner Frau und „seiner“ Gruppe von Zeitzeugen durch.
Die Zeitzeugen kommen jährlich zu zwei Terminen (zeitlich passend nah zum Auschwitz-Gedenktag) in unsere Aula und berichten den Schülerinnen und Schülern des 10. Jahrgangs sowie interessierten Oberstufenschülerinnen und -schülern in Kleingruppen von ihrem Erleben und ihren Wahrnehmungen aus der Zeit des Nationalsozialismus und der Nachkriegszeit. Thematisch spannt sich ein umfangreicher Bogen erlebter Geschichte über Kriegserlebnisse, dem Leben im KZ, Bombenkrieg, Kinderlandverschickung oder Flucht und Vertreibung bis zum Ankommen in der Bundesrepublik.
Diese Form der „Oral History“ stellt eine Erfahrung geschichtlicher Ereignisse aus quasi erster Hand dar, die in vielen Familien heute schon nicht mehr möglich ist und selbstverständlich auch an unserer Schule ein zeitlich befristetes Projekt bleiben muss: Erinnern wider das Vergessen.