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Our school

Wenn viele gute Geister einladen und noch mehr kommen,

dann scheint hier etwas vorzugehen, das begeistert und viel naheliegender ist, als es auf den ersten Blick scheint; dann lernen wir vielleicht das als vertraut kennen, was uns bislang fremd geblieben ist. So formulierte Herr Breuer als Schulleiter den Anspruch der Ausstellung und den Ausspruch der gezeigten Texttafeln und Plastiken und die sich annähernden Welten während der Ausstellungseröffnung. Und in der Tat. Jeder kennt das. Diese meist entsetzte Frage von Mama, des besten Freundes oder (auch nicht selten) der Lehrerin oder des Schulleiters:

„Bist du eigentlich von allen guten Geistern verlassen?“
„Nein, bin ich nicht, und wir hier schon mal gar nicht!“

Ganz im Gegenteil. Wir, allen voran die Schülerinnen und Schüler der Klasse 6.5 luden am 18. Juni am frühen Nachmittag in das von uns erschaffene Reich vieler guter Geister ein. Wir eröffneten unsere Ausstellung GEISTREICH – AKLAMA – Schutzgeister aus Ghana an der HBG im Verwaltungsflur der Gretchenstraße. Und wenn schon so viele gute Geister einladen, dann folgen dieser Einladung oft noch mehr gute Geister. So war es auch an diesem beeindruckenden Nachmittag in Bochum, der bis nach Ghana in Westafrika, bis in viele Kindheiten und die Gedankenwelten derjenigen einlud, die nicht nur oder alleine erwachsen geworden sind. Noch dazu luden die vielen Stimmen des Chors in eine damit auch hörbar eindrucksvolle Stimmung. Eingerahmt durch den durch Frau Franzke geleiteten Chor und viele beispielhaft gerahmten Kunstwerke der Kinder, blieb ein Nachmittag stimmlich getragen durch sehr viele Gespräche und Begegnungen und natürlich durch eröffnende Worte Herrn Breuers und des Schülers Haydar Al-Hilfi und mir als dessen Klassenlehrer. Unter den Gästen waren vor allem die Familien der Kinder, die sich hier als die Erschaffer des Geistreiches und als Gastgeber ihrer Ausstellung von ihrer „Schokoladenseite“ zeigten. Unter den vielen Gästen waren darüber hinaus viele Menschen, die über das Kollegium hinaus oft auf den ersten Blick gar nicht innerhalb der ersten Reihe der Schulgemeinde der HBG anzutreffen sind: Natürlich die Sekretärinnen und das Hausmeister-Team, natürlich auch die Damen aus der Mensa und das Reinigungspersonal. Und natürlich auch der immer engagiert hilfsbereite Förderverein unserer Schule. Zuvor verfassten die Kinder weit über hundert Einladungskarten allesamt namentlich und damit persönlich adressiert – auch das immer im Bewusstsein einer geistreichen Idee und deren Mit-Teilung. An diesem Nachmittag trafen sich im Foyer und im Verwaltungsflur aber auch Menschen, die selbst auf den zweiten und dritten Blick nicht mit der Schulgemeinde in Verbindung zu bringen sind. Es trafen sich Mediziner, Ärzte und Therapeuten; es trafen sich begeisterte Galeristen, Ethnologen und ehemalige Museumsdirektoren, und es trafen sich längst ehemalige Schülerinnen und Schüler und Menschen mit einem offenen Blick für die Idee der Ausstellung. Eine Rückmeldung trifft es sprachlich pointiert wie eine Punktsetzung bzw. ein den Kindern geltendes Ausrufezeichen vermittelter Anerkennung:

„Das von euch geschaffene Geistreich war zutiefst originell.
Ich war wortwörtlich begeistert.“ (Farwa Ahmadyar)

Jeder von euch und Ihnen kennt das: Wenn wir in großer Not sind, richten wir Gebete an den Gott unserer Kindheit. Wir gehen in einen Test mit einem Talisman und die Abiturienten dieses Jahres hielten sich während ihrer Prüfungen nicht selten an mitgebrachten Stofftieren und Glücksbringern fest. Nicht viel anders ist unser Geistreich erklärbar. Menschen suchen Halt, beanspruchen Trost, wollen etwas festhalten können, um manche Not zu begreifen. Jede Bitte ist an jemanden oder etwas gerichtet – jede Bitte spricht etwas oder jemanden an. Das ist bei allen Menschen und in allen Religionen vergleichbar. Das ist – neben aller Annäherung in Form von bildender Kunst – ein aktuelles Thema etwa innerhalb ethischer Theorien und Diskursbeschreibungen postmoderner Philosophie. Nicht wenige Schülerinnen und Schüler erfahren diese zutiefst dialogische Struktur theoretisch auf dem Weg zum Abitur; alle Schüler und damit alle Menschen erfahren diese Ich-Setzung in den Akkusativ im Alltag und im persönlichen Er-Leben.
Die Bevölkerung der Ewe und der Dangme in Ghana und in Togo hat in ihrer Kultur und Religion genau das erschaffen: Gute Geister, die man als Ich in den Akkusativ setzt, die man konkret ansprechen kann, die für einen stehen und einstehen, die Wünsche vermitteln und einem begreifbar Sorgen abnehmen. Eine Aklama, eine so genannte Geistfigur, ist genau das: Ein guter Geist, dem man häufig sogar ansieht, welche enorm wichtige Hilfe einem diese kleine Figur abnimmt. Sind wir kopflos und vollkommen unfähig, klar zu denken, bietet eine solche Figur gleich zwei Köpfe (besser als kopflos zu sein!). Spüren wir eine große Belastung, die uns bedrückt, so nimmt eine Trägerfigur der Aklama einem Lasten ab. Manchmal, das ist übrigens gar nicht selten, ist die Last der eigene Kopf. Auch das kennt jeder von euch! Nicht selten ist die eigene Kopflastigkeit die eigentliche Belastung. Manchmal fühlt man sich unvollständig, weil jemand oder etwas fehlt. Nicht wenigen Aklamas fehlt ein Körperteil, weil ein solcher kleiner Schutzgeist einem diesen Verlust stellvertretend abnimmt. Manche dieser Schutzfetische sind erst vollständig, wenn zwei Körper direkt nebeneinander stehen und sich damit erst gemeinsam im Miteinander tragen. Die unerschöpftliche Formenwelt der Aklamas ist – ebenso wie unsere Ausstellung – innerhalb der französischen Dokumentation eines Sammlers und Galeristen nachzulesen: www.aklama.net
In unserer Ausstellung sehen Sie und seht ihr unsere guten Geister. Ihr seht und ihr lest von unseren Wünschen und Sorgen. Eine wortwörtlich geistreiche Idee, die wir gerne mit euch allen teilen. Willkommen also in unserem Geistreich, das Blick offen bleibt.

„Respekt und große Freude. Ganz herzliche Grüße,
insbesondere an die Kollegen, nein Vorbilder.“
(Horst Antes in seinem Grußwort zur Einladung)

 

Horst Antes sollte Recht behalten. Und die Kinder der Klasse 6.5 fühlten sich nicht nur als Kolleginnen und Kollegen, sondern als Vorbilder und Gastgeber ihrer lange geplanten und realisierten Ausstellung. Die viele Rückmeldungen und RückSichten, zu denen es seit der Eröffnung gekommen ist und noch immer kommt, sprechen aus, was da fühlbar geworden ist: Die Geistfiguren aus Ghana waren alles andere als entfernte und befremdende Kunstwerke, sie bieten genau das, was in Form von Texttafeln und eigenen Plastiken sichtbar bleiben wird: Trost, Zuspruch und Schutz.
Haydar Al-Hilfe bedankte sich schon in seiner Eröffnungsrede bei den guten Geister, die diesen Nachmittag so bemerkenswert vorbereiteten, und auch jetzt gilt der Dank allen, die unsere Schule auch dann besuchen, wenn eine Einladung davon spricht, dass es weit weg bis nach Ghana geht. Allen voran seien hier Paul Reindl (und Joshua) von Seiten der Technik und Mandy Hill von Seiten der fotografischen Dokumentation genannt. Allen voran sei hier Frau Tanner genannt, die sehr handfest bewies, dass ein guter Geist weniger intellektuell abstrakt, sondern sehr handfest und sehr engagiert tätig als gute Geisteshaltung sichtbar wird.

Peter Gutsche (Klassenlehrer 6.5)

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